Der weite Weg zum Alphabet Geschichte der Satzschriften Seite 24
Kapitel 6: Mit Zirkel und Lineal
Autos, Flugzeuge und Zweckbauten prägten den Zeitgeist des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts. Rationell geplante und maschinell gefertigte Produkte vermittelten ein völlig neues Formgefühl. Auf der Suche nach einem typographischen Pendant bediente man sich zunächst der vorhandenen Groteskschriften. Schon bald aber forderte man eine neue Schrift, die, den Systemelementen der Ingenieurbauten entsprechend, auf reinen Elementarformen basieren sollte.
Jahrhundertwende
Bereits 1636 wurde von ersten Versuchen berichtet, "eine Feder zuzurichten, welche Dinten hält". Doch mehrere Generationen von klecksenden Ungeheuern mußten noch erfunden werden, bis schließlich 1884 der Versicherungsvertreter Lewis Edson Waterman seinen ersten Sicherheits-Füllfederhalter vorstellte.
Eine Vielzahl weiterer Erfindungen veränderte um die Jahrhundertwende den Umgang mit der Schrift. Kohlepapier, Schreibmaschinen und bald schon fotomechanische Kopiergeräte rationalisierten den Schreiballtag zusehends. Auch der Bleisatz, seit Gutenberg fast unverändert von Hand aus Einzellettern gesetzt, blieb von den Neuerungen der Technik nicht unberührt. Im Jahre 1888 ließ sich Ottmar Mergenthalerseine Zeilenguß-Setzmaschine "Linotype" patentieren.
Die Begeisterung für die fortschreitende Mechanisierung war jedoch nicht ungeteilt. Viele Drucker fühlten sich in ihrer kunsthandwerklichen Tradition bedroht und bildeten Gegenbewegungen wie die "Kelmscott Press" von William Morris.
Muster28 Arnold Boecklin

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