Der weite Weg zum Alphabet Geschichte der Satzschriften Seite 23
1928
Eric Gill
Arthur Eric Rowton Gill wurde 1882 in Brighton geboren. Während seiner Lehre in einem Archltekturbüro besuchte er einen Kurs des Schriftlehrers Edward Johnston, dessen Bewunderer und enger Freund er wurde. Um 1907 schloß er sich der Vereinigung künstlerisch tätiger Handwerker in Ditchlington an, wo er in den folgenden Jahren als Grafiker und Illustrator, später als Bildhauer arbeitete.
1916 sollte Gilt eine einfache, klar lesbare Schrift für die Wegweiser und Hinweisschilder der Londoner U-Bahn entwerfen. DieserAuftrag wurde schließlich zwar von seinem ehemaligen Lehrer Johnston ausgeführt, die Schrift bildete aber die Grundlage für seine späteren Sans Serif-Entwürfe.
Seine erste Satzschrift entwarf Gill erst, als er schon weit über vierzig Jahre alt war. Dem künstlerischen Berater der Monotype Corporation, Stanley Morison, war ein von Gill angefertigtes Ladenschild aufgefallen. Er war davon überzeugt, daß dieser Künstler und Bildhauer die lebendige, moderne Schriftform schaffen könne, nach der er schon lange suchte, um die "steifen, blutarmen und geschmacksarmen" Schriften zu ersetzen, die damals in Gebrauch waren.
Gill war ein Anhänger der Handwerkskunst und Gegner jeder Mechanisierung, in der er ein gefährliches Potential sah: "Maschinen können praktisch alles. Die Frage ist aber nicht, was sie machen können, sondern was sie machen sollen." Daß trotz dieser Ansicht seine Schriften von Maschinen produziert und erfolgreich vermarktet wurden, ist wohl allein auf die Überredungskünste Morisons zurückzuführen. Die "Perpetua" wäre wohl sonst nur in Holz oder Stein geschnitten worden. Die nach seiner Tochter benannte "Joanna" schuf Gill ursprünglich für seine 1928 gegründete Handpresse und sollte nur für limitierte Drucke eingesetzt werden.
Der Widerspruch zwischen Handwerk und Technisierung, der sein gesamtes Leben prägte, kommt auch in der "Gill Sans" zum Ausdruck, die seine erfolgreichste Schrift wurde. Diese Schrift ist insofern ungewöhnlich, als die serifenlosen Formen und Proportionen denen der Renaissance-Antiqua nachgebildet sind. Aus diesem Grund ist die Gill Sans oft zum lesbarsten serifenlosen Schriftentwurf erklärt worden.
Muster26 Gill Sans medium
Muster27 Perpetua regular

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