Punkt Cicero 4/1992 Verstehen Sie Farbe? Farbenlehre Seite 10
Um das CIE-System anschaulicher und übersichtlicher zu machen, unterzog man 1976 das Diagramm einer ausgetüftelten Koordinatentransformation.
Durch diese Verzerrung konnte das Mißverhältnis zwischen dem empfundenen Farbunterschied und der entsprechenden Streckenlänge erheblich reduziert werden. Die Koordinaten x und y werden hierbei in uv-Werte umgewandelt. Auch der Helligkeitswert z wird durch eine Umrechnung zu einer der Empfindung angepaßten Größe L transformiert. Dies stellt einen Annäherungsversuch an das von Munsell entwickelte Farbmodell dar, von dem in der näch-sten Folge die Rede sein wird.
Im Gegensatz zum ursprünglichen CIE-Modell, in dem sich die Komplementärfarben wie bei Maxwell gegenüberliegen, werden im CIE LUV-Diagramm die Farben Rot und Grün sowie Gelb und Blau gegenübergestellt. Daß dies an die Opponenten-Theorie von Hering erinnert, ist keineswegs ein Zufall. Neuere Forschungen zeigen tatsächlich, daß bei der Übertragung vom Auge zum Gehirn die Farbreize der Rot-, Grün- und Blau-Sensoren als Gegensätze von Hell-Dunkel, Rot-Grün und Gelb-Blau kodiert werden. Deshalb wird der Nullpunkt des CIE LUV-Diagramms oft so verschoben, daß Grün und Blau als negative, Rot und Grün als positive Werte erscheinen. Der Hell-Dunkel-Kontrast L steht senkrecht zur Fläche und bildet einen bergähnlichen Farbkörper.
Obwohl noch immer visuelle Ungleichmäßigkeiten im CIE LUV-Farbraum enthalten sind, halten ihn viele Experten für den bestmöglichen Kompromiß zwischen geräteunabhängiger Farbnormung und anschaulicher Farbdarstellung.
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